Debatten: Anregungen für Wissenschaftsjournalisten

Hanns-J. Neubert (links) und Shawn L. Otto. (Foto: Wolfgang C. Goede)

Hanns-J. Neubert (links) und Shawn L. Otto. (Foto: Wolfgang C. Goede)

Wissenschaft und Forschung wecken Begehrlichkeiten. Politiker erhoffen sich beispielsweise Lösungen für Probleme, die sie überfordern, Unternehmen suchen nach immer neuen Innovationen für ihre Auslaufmodelle, um Profite zu steigern, und Lobbyinitiativen wollen Einfluss gewinnen, weil Wissen Macht ist.

Was aber wollen eigentlich die Wissenschaftler und die Bürger?

Die Bürger bezahlen zwar Wissenschaft und Forschung, doch die Forschungsthemen setzen Politiker, Unternehmen und Lobbygruppen.

Wissenschafter möchten Neues entdecken, Wissen und Erfahrungen sammeln und weitergeben. Das können sie aber nur dort, wo es ihnen Politiker, Unternehmen und Lobbygruppen gestatten, denn Forschungsgelder werden nur für Ziele vergeben, die im Wesentlichen ihren eigenen Interessen dienen.

Wissenschaftsdebatten können ein Forum sein, auf dem sich Bürger und Wissenschaftler direkt austauschen – ohne dass politische, wirtschaftliche, finanzielle oder gesellschaftliche Interessen ihre Visionen, Ideen und Meinungen verfälschen. In Wissenschaftsdebatten kann die Stellung von Wissenschaft und Forschung in der Gesellschaft neu verhandelt werden. Hier gibt es Möglichkeiten, dass auch die Gesellschaft ihre Rolle in Wissenschaft und Forschung einfordert.

Angesichts der inzwischen atemlosen Propagierung von Wissenschaft und Technik als Problemlöser und Arbeitsbeschaffer für alles, ist vielleicht eine kurze Nachdenkpause angesagt, um über die wirklich großen Zusammenhänge zu reflektieren. Zusammenhänge, die die ganze Erde, die gesamte Zivilisation und Zeithorizonte von Jahrhunderten umfassen. Deshalb müssen auch Philosophen, Mathematiker, Logiker, Kultur- und Sozialwissenschaftler zu Wort kommen. Das mag als abgehoben und akademisch erscheinen. Ist es aber nicht.

Die so genannte „Vierte Gewalt“, die Medien mit ihren Journalisten und Redakteuren, könnte so einen Austausch unabhängig, aber kritisch moderieren und begleiten. Journalisten haben gelernt, sich beobachtend zurückzuhalten und fragend in Debatten einzugreifen. Sie haben gelernt, abzuwägen und zu enge Sichtweisen in größere Zusammenhänge zu stellen. Und sie haben gelernt, den Menschen auch schwierige Sachverhalte und Gedanken auf verständliche Weise nahezubringen.

Während der Weltkonferenz der Wissenschaftsjournalisten 2013 in Helsinki, Finlland vom 24. bis zum 28. Juni 2013 wurden während einer Veranstaltung unter dem Titel »Debate-Driven Journalism:  A Tool and Opportunity for Science Journalists« Konzepte für Wissenschaftsdebatten vorgestellt und diskutiert, die Journalisten als Ausgangspunkt und Inhalt für Berichte und Dokumentationen dienen können.

Redner waren:

  • Shawn L. OTTO, Mitgründer der US Wissenschaftsdebatte, der ersten ihrer Art.
  • Priit ENNETT, Vorsitzender des estnischen Verbandes der Wissenschaftsjournalisten, Vorstandmitglied der  Europäischen Union der Wissenschaftsjournalisten EUSJA.
  • Hanns-J. NEUBERT, Mitbegründer der deutschen Wissenschaftsdebatte, Mitglied des Vorstands des Journalistenverbandes für Technisch-Wissenschaftliche Publizistik TELI, Präsident emeritus der Europäischen Union der Wissenschaftsjournalistischen Verbände EUSJA.
  • Die Präsentation von Hanns-J. Neubert kann hier angeschaut oder heruntergeladen werden: https://docs.google.com/file/d/0Bz50oPcwe3IgNmdaZm9ybGpsQm8/edit?usp=sharing

    Gedanken zur Weiterentwicklung von Wissenschaftsdebatte winden sich auch in diesem englischen Text: »Re-thinking Science Debates«

    Kommentare

    Manfred Ronzheimer sagt:

    Zur Wissenschaftsdebatte: Neues von der CDU
    http://www.facebook.com/manfred.ronzheimer/posts/566375376747849

    Meiner Meinung nach läuft in der Wissenschaft wirklich viel ab von dem wir überhaupt nichts wissen. Es wäre gut, wenn wir ein wenig mehr darüber erfahren würden, was genau erfunden wurde und wie weit die Fortschritte derweil sind.

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