2015-10-14: Die Industriestaaten sind nicht bereit, ihren CO2-Ausstoß so weit herunter zu schrauben, dass die Erderwärmung unter der magischen Zwei-Grad-Grenze bleibt.
Im Vorfeld des UN-Klimagipfels, der am 30. November 2015 in Paris beginnt, wurden die Regierungen gebeten, Zusagen über ihre beabsichtigten CO2-Reduktionen einzureichen. Jetzt liegen die Versprechungen von 19 Regierungen vor[1], deren Staaten zusammen für 71 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich sind.
Danach wird das Zwei-Grad-Ziel wohl weit verfehlt werden. Bis 2030 wird die Erde dann wohl 2,7 Grad wärmer als zu Beginn der Industrialisierung 1850 werden, bis 2100 sogar 3,3 bis 3,8 Grad.
Das Zwei-Grad-Ziel ist ein politisch gesetzter Wert, der auf wissenschaftlich begründeten Schätzungen zu wahrscheinlichen Folgen der Klimaerwärmung beruht. Es ist als Wegmarke gedacht, ab der zwar nicht sofort der Weltuntergang kommt, ab der aber die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sogenannte Kipp-Punkte im Klimasystem unbeherrschbare Naturkatastrophen auslösen. Selbst wenn sich die Erdtemperatur bei zwei Grad stabilisieren sollte, werden die Gletscher und das Polareis dennoch weiter schmelzen.
Der Klimaforscher Chris Field von der Stanford Universität, USA, ist deswegen besorgt. Er sagte gegenüber dem britischen Guardian: »Wir haben bis jetzt ein globale Erwärmung von fast einem Grad seit der industriellen Revolution, und sahen bereits weit verbreitete Auswirkungen, die echte Konsequenzen für Menschen hatten. Wir sollten deshalb danach streben, die Erwärmung so weit wie möglich unter zwei Grad zu halten. Aber dazu gehört ein Ehrgeiz, den wir bisher nicht sehen.«[2]
Dagegen mag der Klimakommissar der EU-Kommission, Miguel Arias Canete, die Hoffnung nicht aufgeben. Er sagte in einem Interview mit Associated Press: »In einigen der G20 Länder ist noch genug Manövriermasse, um die Ambitionen zu verstärken«[3]
Obwohl vieles darauf hindeutet, dass das Abschlussdokument von Paris nicht ausreichen wird, das Klima so zu stabilisieren, wie es für die Menschheit notwenig wäre, versuchen die Klimapolitiker Hoffnung zu verbreiten. Ein erster 20-Seiten-Entwurf für einen Klimavertrag kursiert bereits[4], aber schon jetzt Signalisieren einige Regierungen, dass sie mit diesem Diskussionsentwurf gar nicht glücklich sind.
[1] Climate Action Tracker (2015-10-01): INDCs lower projected warming to 2.7°C: significant progress but still above 2°C. http://climateactiontracker.org/news/224/INDCs-lower-projected-warming-to-2.7C-significant-progress-but-still-above-2C-.html
[2] McKIE, Robin (2015-10-10): World will pass crucial 2C global warming limit, experts warn. The Guardian. http://www.theguardian.com/environment/2015/oct/10/climate-2c-global-warming-target-fail
[3] RITTER, Karl (2015-10-12): AP Interview: EU climate boss says G20 countries can improve pledges to cut emissions. Associated Press. http://www.usnews.com/news/business/articles/2015/10/12/ap-interview-eu-climate-boss-says-emissions-cuts-not-enough
[4] WILLIAMS, steve (2015-10-13): The Paris Climate Deal first draft is out: Here’s what you need to know. Care2: The Global Warming Case. http://www.care2.com/causes/the-paris-climate-deal-first-draft-is-out-heres-what-you-need-to-know.html#ixzz3oTsuXcqX